ZÜRICHIND im interview mit westnetz.ch
zum interview auf westnetz.ch:
Schlicht und einfach, und doch nicht zu übersehen: die T-Shirts und Pullover mit dem graphischen Schriftzug „Zürichind“. Claudio Kaiser erklärt im Interview, wie aus einer Schnapsidee eine Kollektion wurde und warum „Zürich“ und „Chind“ sich wunderbar ergänzen.
Es ist früher Freitagabend, ich biege mit dem Fahrrad vom Limmatplatz in die Langstrasse. Auf der gegenüberliegenden Seite wird’s eng, die Autos stecken im Feierabendverkehr fest, Fussgänger und Velofahrer drängen beidseitig vorbei. Mein Blick bleibt an einem Slogan hängen, der prominent bedruckt auf einem Pullover prangt: „Zür – ich – ind“… einen Moment bin ich stutzig, dann erschliesst sich mir der Sinn. „Zürichind“ prangt in grossen Lettern auf dem grauen Sweater des einen Velofahrers. Kinder Zürichs – sind wir das nicht alle? Oder ist das eine neue Sekte, ein neues Label?
Ein Gespräch mit dem Gründer und Designer Claudio Kaiser.
Westnetz: Wer steht hinter Zürichind?
Claudio Kaiser: Zürichind, das bin ich, Claudio Kaiser. Bisher war es eigentlich ein Einmann-Betrieb, obwohl Betrieb vielleicht übertrieben ist. Es war einfach mein Ding. Seit diesem Jahr ist nun auch Lolo Naegeli mit im Boot und unterstützt mich.
Seit wann gibt es Zürichind?
Angefangen hat es 2009 an der Langstrasse durch ein Party-Label, das ich damals mitorganisiert habe. Es war eine regelrechte Schnapsidee, die eines Abends durch ein Wortspiel entstanden ist und durch die wir dann darauf gekommen sind, wir könnten ja mal einige Shirts machen.
…ein Wortspiel?
Das CH von Zürich gehört ja eigentlich bereits auch schon vollständig zum Wort Chind. So gesehen steht das CH mittig und gleichermassen zur Stadt wie zu den Kindern. Das fanden wir irgendwie passend.
Wie ging es weiter?
Nach diesem Einfall dachten wir, wir drucken einfach mal Shirts. Einige hängten wir an unseren Partys auf, anderen sagten wir, wo sie zu kaufen sind und natürlich verschenkten wir auch gewisse Stücke unseren Freunden und Bekannten. Das Echo war daraufhin aber dermassen positiv, dass wir das Gefühl bekamen, wir sollten das regelmässig machen.
Und seither sind eure „Zürichinder“-Shirts regelmässig erhältlich?
Ja, seit diesem Zeitpunkt gab es einmal pro Jahr ein neues Modell. Unsere Philosophie ist es auch, stets eine limitierte Auflage an T-Shirts zu produzieren. Wenn sie dann weg sind, sind sie weg. Die Auflage beträgt jeweils zwischen 50 und 100 Stück. Bisher haben wir fünf verschiedene Shirt-Modelle im Sortiment und einen Pullover.
Seid ihr selber „Zürichinder“, eine neue Generation Stadtpatrioten? Was steht dahinter?
Nein, also mit Kantönligeist hat es überhaupt nichts zu tun. Ich möchte hier nicht den arroganten Zürcher mit der „Wir sind die Nummer eins“-Einstellung in die Welt hinaustragen. Aber Zürich ist halt einfach eine der schönsten Städte. Allen voran ist es aber ein Wortspiel. Ich arbeite beispielsweise in St.Gallen, und wenn ich dort ein Zürichind-Shirt trage, fällt es den meisten gar nicht auf, was da steht – oder erst auf den zweiten Blick. Das ist das besondere, man muss zweimal hinschauen, um es zu begreifen. Und das soll Zürichind auch sein und bleiben: auf den zweiten Moment erst erkennbar und keine Effekthascherei. Dazu sind es natürlich zwei schöne Wörter – Zürich und Kind. Es ist schön, wenn man das ganze Leben über Kind bleiben kann und es schafft, die gewissen guten Eigenschaften eines Kindes beizubehalten.
Der Launch für die kommende Kollektion steht am Freitag nächster Woche an. Auf was für Farben setzt ihr bei der kommenden Herbst/Winterkollektion?
Es ist sicherlich so, dass wir noch nicht auf die ganz krassen, leuchtenden Farben setzen. Beim Ausmass unserer Produktion in einem relativ begrenzten Umkreis würde dies zu sehr auffallen, wenn dann mal zwei, drei Leute das gleiche, knallgelbe Shirt tragen. Wir setzen lieber auf neutralere, gedeckte Farben und spielen dafür mit dem Design und dem Schriftzug.
Auf welche Neuerungen darf man sich sonst freuen?
Ab nächster Woche beim Kollektions-Launch gibt es dann neu auch erstmals zwei Lady Shirts, zwei weitere für die Männer, Rucksäcke und Winterkappen mit dem neuen Zürichind-Schriftzug. Speziell daran ist, dass ich diesen selbst von Hand geschrieben habe. Bisher habe ich die Typographien auf dem Computer kreiert.
Klingt aufwändig. Wie lange hat das gedauert?
Wenn ich ehrlich bin – der Schriftzug, der nun auf dem Shirt ist hat bloss fünf Sekunden gedauert. Vorher habe ich aber hunderte Varianten geschrieben, irgendetwas passte zuvor immer nicht – der Zeilenabstand, oder ein einzelner Buchstabe.
Die Schriftzüge gestaltest du selber. Wie kommt dieser Design-Prozess zustande?
Oft setzte ich mich hin und denke, jetzt muss ich wieder einmal etwas machen, um die Shirts rechtzeitig drucken zu lassen. Das Problem ist bloss, dass dann meist nicht die guten Sachen zustande kommen. Die guten Ideen fallen einem auf einem Notizpapier im Zug oder in der Schule ein, wenn ich vor mich hinkritzle und dann später die Idee ausarbeite. Wenn ich gezielt und angestrengt versuche, ein neues Design zu entwerfen, kommt es selten toll heraus.
Entscheidest du immer noch über das ganze Design, seit Lolo dabei ist oder redet er nun mit?
Ja, auf jeden Fall, das war auch sicherlich mit eines der Ziele, dass wir nun zu Zweit sind und ich dadurch auch neuen Input bekomme. Wenn du alleine bist, sind es bloss alles deine eigenen Ideen und du bist fixiert auf das, was dir selbst am besten gefällt. Es ist jedoch sehr wichtig, dass es vier Augen anschauen oder noch mehr und mir dann mitteilen, was sie cool finden und in welcher Ausführung. Die Design-Vorschläge kommen alle weiterhin von mir, aber ich lege Sie dann Lolo vor und bin sehr froh über seine Meinung, er gibt stets guten Input. Das bringt dich nur weiter.
Bedruckt ihr die Kleider selbst?
Nein, ich arbeite nebenher bei einer Auftragsproduktion, der Sturmberg GmbH. Wir haben verschiedene Partner und Produzenten in der ganzen Welt. Die Zürichind Textilien werden in Portugal hergestellt. Durch die Beziehungen zu Sturmberg konnte ich natürlich immer darauf achten, mich einem Auftrag anzuschliessen oder von Stoffbestellungen zu profitieren, die sowieso gemacht wurden. Das ist mein Glück, so konnte ich auch bei kleiner Auflagenzahl zu günstigeren Konditionen bestellen.
Seid ihr dann abhängig von den Bestellungen bei Sturmberg?
Nein, mittlerweile nicht mehr. Als wir noch in der Türkei produziert hatten, war ich manchmal nicht so flexibel. Da musste ich vielleicht auch mal warten, aber meistens fand ich immer etwas und schloss ich mich einer Bestellung an. Teilweise musste ich die Stofffarbe der bereits bestehenden anpassen, was halt grad da war. In Portugal ist es aber anders. Die Mindeststückzahl des Stoffes beträgt 100. Ich lasse dann die Stücke einfach mit verschiedenen Designs, also Schriftzügen, bedrucken. Das ergibt dann auch wieder verschiedene Modelle.
Wo lagert ihr eure Kleider?
Wir lagern die Kleider bei mir Zuhause. Ich hatte bisher jedoch immer Glück gehabt, denn die Sachen waren stets in ein- bis zwei Monaten ausverkauft. So verstellen mir die Kartons nicht lange die Wohnung.
Was ist dein Ziel, wo möchtest du mit Zürichind hin?
Solange es uns Spass macht und die Leute die Sachen cool finden, machen wir das sicherlich so weiter. Extrem wachsen können wir eigentlich sowieso nicht – ein Luzerner wird solch ein Shirt kaum kaufen, der Markt ist also sehr begrenzt. Das Ziel ist es momentan, das Ganze professioneller aufzubauen. Wir sind daran, einen kleinen Onlineshop zu basteln, der im Oktober online geht. Danach möchten wir regelmässig zweimal im Jahr eine kleine Kollektion rauszubringen mit verschiedenen Teilen – und mit einem tollen Launch, wie die Party kommende Woche, wo die Leute alle zusammenkommen. Das Miteinander ist uns wichtig. Im Moment kennen wir die „Zürichind“-Träger eigentlich immer um zwei, drei Ecken. Ziel ist es in dem Sinne auch, mehrere Leute mit unseren Kreationen auf der Strasse anzutreffen, die wir dann gar nicht mehr kennen. Extrem wachsen oder reich wollen wir damit nicht werden. Es macht uns Freude, unsere Designs auf der Strasse zu sehen, und dass sie ebenfalls Spass daran haben und wir alle an gemeinsamen Events wie diesen Launches dann wiedersieht. Das ist ja auch Teil von Zürich: Zürich ist eigentlich ein grosses Dorf.
Die Launch-Party zur neuen Kollektion findet am Freitag, 26. September im Club zur Heilen Welt statt.